Die menschliche Fähigkeit zur Selbstbestimmung als zentraler Bestandteil der Menschenwürde

In Jürgen H. Franz & Karsten Berr (eds.), Menschenrechte und Menschenwürde: Philosophische Zugänge und alltägliche Praxis. Frank & Timme. pp. 85-96 (2022)
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Abstract

Ausgehend von der im Wesentlichen auf Immanuel Kant zurückgehenden Vorstellung, dass die Würde des Menschen eng mit seiner Fähigkeit zu selbstbestimmtem Handeln verbunden ist, steht im Zentrum des vorliegenden Aufsatzes der Begriff der Selbstbestimmung resp. der Autonomie. Auch wenn unser modernes Menschen- und Gesellschaftsbild ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass jede mündige Person grundsätzlich dazu fähig ist, selbstbestimmt zu handeln, solange sie nicht durch andere Personen oder widrige Umstände daran gehindert wird, treten bei einer vertieften Beschäftigung mit dem Begriff philosophische und naturwissenschaftliche Fragen zu Tage, die alles andere als einfach zu beantworten sind: Was heißt es überhaupt, seine Handlungen selbst bestimmen zu können? Wie kommt die Fähigkeit zur Selbstbestimmung zu Stande? Oder kritischer nachgefragt: Besitzen wir Menschen diese Fähigkeit überhaupt, oder handelt es sich vielleicht in Wirklichkeit nur um eine Illusion, wenn wir davon ausgehen, unser Handeln werde von uns selbst bestimmt? Nach einer kurzen Analyse der Verwendung des Begriffs der Selbstbestimmung in Verbindung mit demjenigen der Menschenwürde und anderen verwandten Begriffen, sollen in diesem Aufsatz verschiedene Spielarten der erwähnten Illusionsthese erörtert und kritisch geprüft werden. Gemeinsam ist ihnen die Behauptung, in einer von Naturgesetzen bestimmten Welt gebe es keinen Platz für einen „Selbstbestimmungs-Mechanismus“, sodass die Vorstellung echter Autonomie im Handeln aufzugeben sei. Das Hauptanliegen meines Beitrags erschöpft sich allerdings nicht darin, diese These zurückzuweisen, sondern es besteht vielmehr darin, ein Gegenmodell vorzustellen, welches die Evolutionsgeschichte der Fähigkeit zur Selbstbestimmung über verschiedene Vorstufen herausarbeitet, um sie von ihren biologischen Wurzeln her als natürliches Phänomen erklärbar zu machen. Schließlich sollen dann im letzten Abschnitt die Konsequenzen aus diesem evolutionären Erklärungsmodell im Hinblick auf Menschenbild und Menschenwürde gezogen werden.

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