Neue Forschung zur formalen Logik bei Kant
Abstract
Im Folgenden stellen wir drei aktuelle Forschungsbereiche zur formalen Logik bei Kant allgemeinverständlich dar und greifen dabei auf die trans zendentale Logik nur dann zurück, wenn sie ein besseres Verständnis der formalen Logik ermöglicht: Zunächst wird Kants Beitrag zur Rezeption und Weiterentwicklung von Euler-artigen Diagrammen dargestellt. Diese Diagramme wurden in den 1990er Jahren wiederentdeckt, als formales System interpretiert und werden heute insbes. in der Didaktik, in den Kognitionswissenschaften, in der Linguistik, in KI-Bereichen wie der (Logik-basierten) Wissensrepräsentation eingesetzt, und auch in der Philosophie verwendet (Kapitel 2). Mehrere Studien haben in den letzten Jahren gezeigt, dass Kant in weiten Teilen seines Systems Oppositionsverhältnisse verwendet, die der Struktur des logischen Quadrats entsprechen. Das logische Quadrat ist heute Gegenstand intensiver Forschung, da es neben der klassischen, auch die paravollständige und parakonsistente Negation abbildet (Kap. 3). Jüngst wurde zudem die Implementierbarkeit der kantischen Logik in ein formalisiertes deduktives System bewiesen. Die Bedeutung dieses Ergebnisses wird insbesondere im Hinblick auf die formalisierte Umsetzung der Sätze vom Widerspruch, vom zureichenden Grund und der Ausschließung des Mittleren erläutert (Kap. 4). Abschließend möchten wir ein paar Perspektiven für die Forschung zur formalen Logik bei Kant nennen (Kap. 5). --
Note: No financial support acknowledged by the second autor (S. Kovač).