Erleben und Erkenntnis: Kognitive Funktionen der Literatur

In Mathis Lessau & Nora Zügel (eds.), Die Rückkehr des Erlebnisses in den Geisteswissenschaften. Ergon Verlag (2019)
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Abstract

Literatur ist ein sehr vielschichtiges und lebendiges Phänomen, das beständig im Wandel ist. So wie sie im Laufe der Jahrhunderte und in den verschiedenen Kulturkreisen unter-schiedliche Formen angenommen und anderen Funktionen gedient hat, liegt es in ihrer Natur, immer wieder neue Ausdrucksformen zu entwickeln, die den sich ändernden Be-dürfnissen und Rahmenbedingungen gerecht werden können. Auch die theoretische Aus-einandersetzung mit der Literatur ist Veränderungen unterworfen, die manchmal wellen-förmige Bewegungen anzunehmen scheinen. Neue Fragestellungen geraten in den Mittel-punkt des Interesses, einzelne Aspekte werden besonders beachtet, während andere in Vergessenheit geraten – um eventuell zu einem späteren Zeitpunkt in neuer Form wieder-aufzutauchen. In der Philosophie der Literatur gilt es seit Längerem als weithin anerkannt, dass der Text die entscheidende Größe sei, und dass die Tatsache, dass an der Produktion und Rezeption von literarischen Kunstwerken Menschen beteiligt sind, die mit diesen Werken Ziele verfolgen und Wünsche und Interessen verwirklichen wollen, ignoriert werden kön-ne. Im vorliegenden Beitrag will ich auf die gegenwärtige Diskussion in der Philosophie der Literatur eingehen und für einen Perspektivenwechsel argumentieren: Um dem Phä-nomen Literatur gerecht zu werden, sollten wir versuchen, es ganzheitlich in das Blickfeld zu bekommen. Literatur ist mehr als bloß Text. Sie ist eine soziale Praxis, die einen festen Stellenwert in unserer Gesellschaft hat und stellt ein Medium dar, in dem wir uns mit an-deren austauschen und auf sie abstimmen können. Mein Hauptaugenmerk liegt auf der Debatte um den kognitiven Gehalt der Literatur, weil hier die negativen Auswirkungen der Verkürzung der vorherrschenden Perspektive besonders augenscheinlich sind.

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