Abstract
Das Wissen um den Akt des Sterbens, der stets mit einer Form der Verwandlung oder Transformation des leiblichen Körpers in der Phase des „Danach“ einhergeht, beschert, so die These, der Menschheit seit jeher einen grenzenlosen Raum und kann womöglich als Ursprung jeglichen kulturellen und ästhetischen Ausdrucks gelten. Das „Danach“ bietet aufgrund seiner Dimension des „Nichtwissens“ eine größtmögliche Freiheit an Spekulationen. Der Artikel geht dieser Freiheit nach und beschreibt zunächst die vielfältigen religiösen und politischen Versuche, sie zugunsten der Stärkung eigener Macht und Deutungshoheit zu beschränken. Sodann widmet er sich dem Potenzial künstlerischen, ästhetischen und kulturellen Schaffens, dem Nichtwissen einen Raum zu geben. Gegenwärtig stellt sich jedoch wie Frage, wie die „Freiheit der Kunst“ einerseits geschützt und andererseits ein verantwortungsvoller Umgang mit ihr garantiert werden kann. Dem Paradoxon zwischen ästhetischer Grenzenlosigkeit und gesellschaftlicher Einschränkung kann, so die These, allein das Wissen über das Nichtwissen des „Danach“ begegnen. Mehr noch, es vermag eine für heutige Herausforderungen vielversprechende Wirkmacht zu entfalten, die abschließend anhand von vier kulturpolitischen Prämissen vorgestellt wird.