Psyche 78 (1):1-33 (
2024)
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Abstract
Auf dem Berliner IPV-Kongress lud Freud 1922 die psychoanalytische Gemeinschaft in Form eines Preisausschreibens ein, sich mit Problemen der psychoanalytischen Technik auseinanderzusetzen. Fokussiert auf die Frage der Deutung von inner- und außeranalytischen Übertragungen wird das Schicksal dieser Aufforderung nachgezeichnet, der 1924 als erste Otto Rank und Sándor Ferenczi nachkamen, 1927 gefolgt von Wilhelm Reich und – auf dem Gebiet der Kinderanalyse – Anna Freud und Melanie Klein. Der Streifzug durch die Geschichte der Technik zeigt, wie sich die 1927 auf dem Gebiet der Kinderanalyse aufgebrochene Polarisierung hinsichtlich der Übertragungsdeutung mit der Arbeit Stracheys und spätestens seit den »controversial discussions« innerhalb der britischen Gesellschaft auf das Gebiet der Erwachsenenanalyse übertrug. Unter Berücksichtigung der Weiterentwicklung des Diskurses wird die Frage aufgeworfen, ob die starke Betonung der Übertragungsdeutung eine unterschiedliche Praxis widerspiegelt oder ob sie zur Marke einer bestimmten Schule geworden ist, die den Blick auf das Gemeinsame des psychoanalytischen Deutens, die Herstellung von Verbindungen, verstellt.