Abstract
Es ist ein aus der Tradition nur zu vertrauter Gedanke, dass sich Mensch und Tier dadurch unterscheiden, dass Menschen im Unterschied zu Tieren wesentlich selbstbewusste Wesen sind. Wenn wir Hegels Naturphilosophie und seine Philosophie des Geistes betrachten, dann ist offensichtlich, dass auch Hegel ganz explizit von einem solchen Kontrast Gebrauch macht: Obwohl tierisches Leben nach Hegels Charakterisierung bereits durch eine basale Form von Subjektivität und Selbstgefühl gekennzeichnet ist, weist es dennoch nicht jene Form von Selbstbezug auf, die Hegel Selbstbewusstsein nennt und dem geistigen Leben vorbehält. Tiere können so zwar als „selbstisch“ , nicht aber im vollen Sinne als selbstbewusst bestimmt werden: sie erscheinen uns als selbsthaft, sind aber nicht für sich selbst ein Selbst. Was Hegel nun aber gegenüber der Tradition auszeichnet, ist die Art und Weise, in der er das fragliche geistige Selbstbewusstsein zugleich so charakterisiert, dass es wesentlich auf das animalische Leben bezogen bleibt. Um die Art dieses Bezugs etwas weiter zu erhellen, werde ich im Folgenden einen berüchtigten Übergang in Hegels Phänomenologie des Geistes untersuchen, der sich am Anfang des Selbstbewusstseinskapitels befindet. An diesem Übergang zeigt sich, dass sich das Selbstbewusstsein nicht nur wesentlich an einem Bewusstsein des Lebens gewinnt, sondern auch in seiner Verwirklichung auf das Leben verwiesen bleibt.