Abstract
ZusammenfassungOb und inwieweit Menschenbilder in der Ethik eine Rolle spielen (sollen), ist hoch umstritten - auch deswegen, weil das Verhältnis zwischen Ethik und Menschenbild ziemlich unklar ist. Der vorliegende Beitrag versucht, dieses Verhältnis zu klären und darzulegen, dass die Rede vom Menschenbild in der Ethik an mehreren Stellen relevant und sinnvoll ist. Zu diesem Zweck wird erstens der Begriff des Menschenbildes definiert und einige verbreitete Missverständnisse ausgeräumt. Zweitens werden drei in der Ethik verbreitete Modelle der Beziehung zwischen Ethik und Menschenbild vorgestellt und ihre Schwierigkeiten untersucht: das (traditionelle) Telos-Modell, das (neuzeitliche) Human-nature-Modell und das (moderne) reduzierte Vernunft- Modell. Anhand einer ausführlichen Kritik des dritten Modells, das modernen Ethikansätzen zugrunde liegt, zeigt der Beitrag drittens schließlich auf, dass eine Ethik dann, wenn sie konkrete Urteile und materiale Normen begründen will, nicht umhin kommt, explizit oder implizit von gehaltvollen Menschenbildern auszugehen.